Digitale Jugendkultur – Die Bedeutung der Medien

Von etablierten Subkulturen wie Punks und Gothics bis hin zum neusten E-Boy/E-Girl-Trend: Die Jugendkultur ist vielfältig und einem ständigen Wandel unterworfen. Jede Generation findet dabei für sich neue Ausdrucksmittel, um die eigene Mentalität und Identität darzustellen und zu betonen. Gerade Eltern und Großeltern verstehen diesen Sinneswandel der jüngeren Generation nicht immer und hinterfragen besonders auffällige neue Verhaltensweisen kritisch. Diese Dynamik zwischen der älteren und der jüngeren Generation ist ganz normal.

Hier finden Sie einen Überblick, was die heutige Jugendkultur auszeichnet und welche Rolle digitale Medien für sie spielt.

Was ist Jugendkultur eigentlich?

Jugendliche wollen ihrer Individualität und ihrem einzigartigen Lebensgefühl Ausdruck verleihen und sich damit gleichzeitig von den vorherigen Generationen abgrenzen. Sie hinterfragen die Überzeugungen der Erwachsenen, betrachten die Welt mit kritischen Augen und etablieren für sich neue Werte und Ansichten. Das ist ein ganz normaler Entwicklungsprozess, der zum Erwachsenwerden dazugehört.

Allerdings gibt es nicht nur eine übergreifende Jugendkultur. Sie besteht vielmehr aus vielen kleinen Gruppierungen. Jugendliche mit der gleichen Mentalität finden sich so in verschiedenen Subkulturen zusammen und signalisieren diese Zugehörigkeit durch eigene Gruppensymbole, Kleidungsstile, Verhaltensweisen und einen individuellen Sprachgebrauch. In diesen Gruppen finden Jugendliche die Möglichkeit, kreative Ideen, neue Gedanken und eigene Werte zu teilen und weiterzuentwickeln. Unter Gleichgesinnten finden sie Zuspruch und Bestärkung in ihrem Selbstbild, das ihnen hilft, die eigene Identität zu entdecken.

Jugend & Technisierung – die digitale Jugendkultur

Als "Digital Natives" werden Angehörige der Generationen bezeichnet, die mit neuen Technologien und dem Internet aufwachsen. Für sie ist ein kontinuierlicher Umgang mit Medien und der schnelle Blick aufs Handy zum Alltag geworden. Da Unterhaltung, Kommunikation, Wissenserwerb und -weitergabe fast nur noch digital stattfinden, können sich Kinder und Jugendliche die Welt ohne Technik gar nicht richtig vorstellen. Das unterscheidet sie von den älteren Generationen, die ohne moderne Technik aufgewachsen sind.

Die fortschreitende Technologisierung hat unsere Gesellschaft nachhaltig verändert und mit ihr auch die Jugendkultur. Traf man sich früher regelmäßig zum sozialen Austausch, findet dieser heute unkompliziert online statt. Soziale Netzwerke sind die Orte, in denen Jugendliche miteinander kommunizieren und selbst präsentieren. Hier können sie Gleichgesinnte treffen, sich bereits bestehenden Gruppierungen anschließen und finden Zuspruch für ihre Interaktionen. Daher sind diese Plattformen, Smartphones und natürlich eine funktionierende Internetverbindung für Jugendliche so wichtig.

Die Trennung zwischen online und offline, die ältere Generationen noch kennen, spielt für Jugendliche kaum eine Rolle. Digitale Inhalte und Online-Kommunikation verschmelzen mit der realen Welt und realen Kontakten. So treffen sich Jugendliche zum gemeinsamen Austausch, haben dabei jedoch oft gleichzeitig das Handy in der Hand, da die Inhalte der digitalen Welt analog im Treffen mit Freunden besprochen werden. Daher ist es wichtig, Jugendliche für einen verantwortungsbewussten Smartphone-Gebrauch zu sensibilisieren.

Der Einfluss von sozialen Netzwerken und Videospielen

Soziale Netzwerke und Videospiele üben eine besondere Faszination auf Jugendliche aus und können die Identitätsbildung beeinflussen, da viele Jugendliche sich im besonderen Maße über ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken oder das Gaming-Hobby definieren. Wir erklären Ihnen, welchen Einfluss Medien auf diese beiden Subkulturen haben.

Der Einfluss von Social Media auf die Jugendkultur

Auf Social Media kann jeder Jugendliche seine Gedanken und Erlebnisse teilen, die Beiträge anderer kommentieren und sich in privaten Chaträumen mit Freunden und Bekannten austauschen. Zudem finden Jugendliche eine Plattform, um sich selbst zu präsentieren. Durch den interaktiven Charakter der sozialen Netzwerke erhalten sie sekundenschnelles Feedback von anderen Mitgliedern und erleben, welche Bilder und Gedanken gut ankommen und welche nicht.

Überwiegend positives Feedback in sozialen Netzwerken gibt Jugendlichen Aufschwung und stärkt das Selbstbewusstsein. Kommt ein Post nicht so gut an, kann das allerdings im Gegenzug Selbstzweifel und Unsicherheiten schüren. Daher versuchen Teenager, auf Social Media ein rundum positives Bild von sich zu kreieren. Schöne Bilder und besondere Erlebnisse werden hier in den Vordergrund gerückt und sollen andere dazu anregen, darauf möglichst lobend und bestärkend zu reagieren.

Verbringt Ihr Kind viel Zeit mit sozialen Netzwerken, müssen Sie sich nicht sofort sorgen. Es ist normal, dass Jugendliche soziale Medien nutzen, um an der Jugendkultur teilzunehmen. Jedoch kann eine übermäßige Social-Media-Nutzung auch Schattenseiten haben.

 

Negativer Einfluss von Social Media

  1. FOMO (Fear of Missing Out – dt. "Angst, etwas zu verpassen"): In sozialen Netzwerken finden Jugendliche stets die neusten Nachrichten und wissen immer, was Freundinnen und Freunde gerade denken, fühlen und tun. Ständig kommen hier neue Fotos und Beiträge rein und manche Jugendliche entwickeln die Sorge, etwas zu verpassen und dann nicht mehr mitreden zu können.

  2. Rückzug in die virtuelle Welt: Soziale Netzwerke ermöglichen es, neue Leute kennenzulernen und Gleichgesinnte zu finden. Gerade wenn Jugendliche Schwierigkeiten haben, im realen Leben Kontakte zu knüpfen, besteht die Gefahr, dass sie sich in die virtuelle Welt zurückziehen.

  3. Social Media als Säule der Identität: Schnelle Bewertungen, Likes und Kommentare können einen erheblichen Einfluss auf das Selbstbild von Kindern und Jugendlichen nehmen – positiv, aber auch negativ. 

Achten Sie daher auf Anzeichen einer übermäßigen Social-Media-Nutzung. Wenn sich Ihr Kind phasenweise viel mit sozialen Netzwerken beschäftigt, muss das nicht problematisch sein. Es empfiehlt sich aber, das Nutzungsverhalten Ihres Kindes im Auge zu behalten, offen über Probleme zu reden und gemeinsam Nutzungsregeln aufzustellen. So legen Sie den Grundstein für eine gesunde Mediennutzung.

Videospiele und ihre Bedeutung für die Jugendkultur

Videospiele entführen uns in andere Welten und machen es so gerade für jüngere Spielerinnen und Spieler leichter, die Realität für ein paar Stunden zu vergessen. Für viele Jugendliche sind Videospiele mehr als nur ein bloßer Zeitvertreib, sondern ein intensives Hobby, das sie mit anderen teilen. "Gaming" ist dann nicht nur das bloße Spielen am Computer oder an der Konsole, sondern steht auch für den Austausch mit Gleichgesinnten über Spielinhalte, gemeinsame Spielerfahrungen im Mehrspieler-Modus und das Gefühl zu einer Gruppe dazuzugehören.

Während Jugendliche, die gern Videospiele spielen, sich durchaus auch auf dem Schulhof finden und dort über Lieblingsspiele sprechen können, treffen die meisten jedoch im Internet aufeinander. Hier können sie gemeinsam diskutieren, neuen Spieletitel entgegenfiebern und sich im Team zusammenfinden, um gemeinsam zu "zocken". Zudem können sie online weitere Videospielinhalte konsumieren – etwa über Let’s Plays oder Live-Übertragungen von anderen Gamer:innen.

Insgesamt sollte der aktive und passive Videospielkonsum bei Jugendlichen nicht überhandnehmen. Wenn Ihr Kind anderen Hobbys nachgeht und aktiv Kontakte in der realen Welt pflegt, spricht nichts dagegen, wenn es gelegentlich mehr Zeit vorm Bildschirm verbringt. Zieht sich Ihr Kind allerdings immer mehr zurück und flieht sprichwörtlich in die virtuelle Welt, sollten Sie Ihrem Kind helfen. Sprechen Sie Probleme direkt an und einigen Sie sich gemeinsam auf feste Spielzeiten.

Fazit

Die Jugendkultur ist vielfältig und ändert sich mit jeder neuen Generation. Jugendliche finden immer neue Wege, um der eigenen Identität Ausdruck zu verleihen und sich von der Eltern- und Großelterngeneration abzugrenzen. Als Elternteil ist es hilfreich, Verständnis für die Veränderungen aufzubringen, die Ihr Kind durchlebt. Sie gehören zum Erwachsenwerden einfach dazu. Zudem ist es normal, dass sich Teenager immer mehr mit digitalen Medien beschäftigen, da sie mit ihnen ganz selbstverständlich aufgewachsen sind. Mithilfe einer guten Medienerziehung können Sie als Elternteil dafür sorgen, dass Ihr Kind eine gesicherte Medienkompetenz aufbaut. So lernt es, den eigenen Medienkonsum im Auge zu behalten, ohne dass digitale Medien einen zu großen Stellenwert erlangen.