Videospiele als Konfliktauslöser

Das Kind zockt nur noch Computer- oder Videospiele? Viele Eltern kennen das Problem. Videospiele ziehen Kinder in ihren Bann und sind für viele Jugendliche eine willkommene Abwechslung vom Alltag. Oft haben Eltern dann das Gefühl, gegen die virtuelle Welt nicht mehr anzukommen. Das Nutzungsverhalten von Jugendlichen an Computer, Konsole oder Smartphone ist ein häufiger Konfliktauslöser innerhalb Familien

Hier finden Sie Tipps und Empfehlungen, wie Sie die Aufmerksamkeit Ihres Kindes zurückgewinnen und das "Dauer-Zocken" wieder in eine geregelte Richtung lenken können.

Über Verständnis zur offenen Kommunikation

Eltern fällt es manchmal schwer nachzuvollziehen, warum Kinder so fasziniert von digitalen Spielen sind. Gerade wenn Videospiele nicht Teil ihrer eigenen Kindheit waren. So geht es vielen Eltern. Ihr Kind auf der anderen Seite wächst mit einem scheinbar unendlichen Medienangebot auf und kennt sich in der Welt der Videospiele vermutlich gut aus. Spiele für Computer, Konsolen und für das Smartphone sind ein fester Bestandteil der Jugendkultur geworden. Versuchen Sie daher als Elternteil, Verständnis für das Interesse zu Videospielen aufzubringen und lassen Sie sich von Ihrem Kind die bunte Spielwelt zeigen. So können Sie besser nachvollziehen, warum Ihr Kind dieses Spiel zu gern spielt.

Problemsituation: Ihr Kind sitzt wieder vor dem Bildschirm und spielt sein Lieblingsspiel. Sie möchten Verständnis für die Interessen Ihres Kindes aufbringen und stellen Ihrem Kind Fragen zum Spiel und dessen Funktionsweise. Ihr Kind reagiert ablehnend und möchte lieber weiterspielen.

Lösung: Wenn Ihr Kind mitten in einem Spiel steckt und womöglich zusammen mit anderen spielt, hat es vermutlich gerade keine Zeit, um Ihnen das Spiel zu erklären. Fragen Sie stattdessen zum Beispiel in einer freien Minute nach dem Spiel und machen Sie eine Zeit aus, in der Ihnen Ihr Kind das Spiel in Ruhe zeigen kann

Wenn Sie Interesse für die Spiele Ihres Kindes zeigen oder diese sogar zusammen mit Ihrem Kind spielen, schaffen Sie die besten Voraussetzungen, um ein offenes Gespräch über Videospiele zu führen. Spielt Ihr Kind außergewöhnlich viel, muss nicht gleich eine Videospielsucht dahinterstecken. Manche Kinder nutzen Videospiele, um sich von Problemen und Sorgen abzulenken und fliehen sprichwörtlich in die virtuelle Welt. In einem vertraulichen Gespräch kann sich Ihr Kind öffnen und verrät Ihnen, was es belastet. Auch wenn der Zugang zu Jugendlichen für Eltern nicht immer leicht ist, zeigen viel Geduld und Interesse an den Vorlieben und Problemen Ihres Kindes oft die gewünschte Wirkung.

 

Wie viel ist zu viel? – Videospielkonsum bei Jugendlichen

Manchmal kommt es Eltern so vor, als hätte ihr Kind nur noch das Videospielen im Kopf. Jugendliche leben Ihre Liebe zu einem Spiel nicht nur durch stundenlanges Spielen aus, sie kaufen auch gern Fanartikel und tragen passende Fan-T-Shirts. Das ist alles Teil der Jugendkultur und somit völlig normal.

Beschäftigt sich Ihr Kind phasenweise sehr intensiv mit einem Videospiel, müssen Sie sich nicht unbedingt sofort Sorgen machen. Solche Phasen von starkem Interesse gehören bei Jugendlichen zur normalen Entwicklung dazu. Wenn Sie Ihr Kind besser verstehen möchten, kann es daher hilfreich sein, Interesse an seinen Hobbys zu zeigen. Das bedeutet nicht, dass Sie sich intensiv mit Videospielen auseinandersetzen müssen – bereits kleine Gesten können eine große Wirkung zeigen. Um einem problematischen Nutzungsverhalten vorzubeugen, ist es außerdem möglich, gemeinsam Medienvereinbarungen aufzustellen und Nutzungszeiten festzulegen.

Problemsituation: Sie vereinbaren, dass Ihr Kind täglich eine Stunde Videospiele spielen darf. Jedoch kommt durch gemeinsame Familienausflüge und andere Hobbys mehrere Tage etwas dazwischen, in denen Ihr Kind überhaupt nicht spielen kann. Jetzt fordert es ein, die versäumte Zeit am Stück nachzuholen.

Lösung: In diesem Fall hilft ein flexibles „Regelwerk“. Arbeiten Sie z. B. mit einem Zeitkontingent, welches Ihrem Kind in der Woche zur Verfügung steht. Neigt Ihr Kind dazu, aufgrund eines Videospiels Hausaufgaben und Pflichten zu vernachlässigen, dann kann es helfen, erledigte Aufgaben zu einer Bedingung zu machen. Weiterhin ist es empfehlenswert festzulegen, wie lange am Stück Ihr Kind höchstens spielen darf.

Beobachten Sie jedoch, dass sich Ihr Kind über einen längeren Zeitraum zurückzieht und scheinbar nur noch vor dem Bildschirm sitzt, könnte es ein problematisches Verhalten entwickeln. An folgenden Anzeichen können Sie u. a. erkennen, dass Ihr Kind zu viel Zeit mit Videospielen verbringt:

Anzeichen einer Videospielsucht

  • Ihr Kind spielt täglich und missachtet mehrfach festgelegte Regeln und Absprachen.

  • Um länger spielen zu können, vernachlässigt Ihr Kind andere Hobbys und seinen Freundeskreis.

  • Ihr Kind zieht sich immer weiter zurück und konzentriert sich ganz auf die Spielwelt.

  • Wenn Ihr Kind nicht spielen kann oder darf, wirkt es nervös, unruhig oder sogar aggressiv.

Zeigt Ihr Kind diese Verhaltensweisen, ist ein offenes Gespräch ratsam. Reden Sie in einem ruhigen Moment über Ihre Bedenken und Sorgen. Womöglich hat auch Ihr Kind gemerkt, dass es ein Problem mit Videospielen entwickelt hat und braucht Ihre Unterstützung, um seine Verhaltensweise zu ändern. Sprechen Sie gemeinsam darüber, wie Sie die Videospielzeiten reduzieren können und was Sie stattdessen unternehmen können. Dabei ist es ratsam, Veränderungen im Medienverhalten in kleinen Schritten anzugehen. Im Zweifel können Sie sich jederzeit auch professionelle Unterstützung bei einer Beratungsstelle holen.

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In diesem Experteninterview erfahren Sie mehr zu Computerspiel- und Mediensucht und wie der Weg zur Heilung aussehen kann.

Konfliktsituationen vorbeugen – Videospiele in der Familie

Mit festen Medienzeiten und -regelungen setzen Ihrem Kind Grenzen und helfen ihm dabei, sein Nutzungsverhalten Schritt für Schritt selbst zu regulieren. Jedoch gibt es noch weitere Möglichkeiten, um Konfliktsituationen zu vermeiden und eine ausgewogene Mediennutzung zu fördern. Hier finden Sie Empfehlungen zum Umgang mit Video- und Computerspielen im Familienalltag:

  1. Vorab recherchieren: Wenn Ihr Kind sich eine Videospielkonsole wünscht, ist das nichts Ungewöhnliches. Es ist allerdings ratsam, wenn Sie sich vorher informieren, welche Konsole für Sie und Ihre Familie geeignet ist. Beziehen Sie zum Beispiel in Ihre Entscheidung ein, welches Spieleangebot für die Plattform zur Verfügung steht. Im Idealfall können Sie vielleicht die Konsole vorher austesten oder sich im Bekanntenkreis ausleihen.

  2. Den geeigneten Platz finden: Ein gemeinsam genutzter Raum eignet sich gut, um dort den Computer oder die Konsole aufzustellen. Dadurch wird das Spielen nicht zu einem isolierten Hobby. Zudem können Sie im Vorfeld festlegen, wie lange und wann die Konsole oder der Computer von den verschiedenen Familienmitgliedern genutzt werden kann.

  3. Abwechslung schaffen: Wenn Kinder genug Alternativen zum Videospielen haben, rückt dieses Hobby oft in den Hintergrund. Daher ist es empfehlenswert, gemeinsam mit dem Kind andere Hobbys zu suchen und auch regelmäßig Familienausflüge zu unternehmen.

  4. Gemeinsam spielen: Es gibt viele Spiele, die sich sehr gut für einen gemeinsamen Familienabend eignen. Spiele mit Mehrspielermodus ermöglichen es Familienmitgliedern, gemeinsam zu spielen oder gegeneinander anzutreten. Bei der Auswahl der Spiele können Sie auch die Vorschläge Ihres Kindes einbeziehen. Auf diese Weise können Sie das Hobby Ihres Kindes als Familie teilen.

  5. Auf die Altersfreigabe achten: Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) bewertet Spiele und gibt sie für ein bestimmtes Alter frei. Diese Freigabe können Sie als Orientierungshilfe betrachten. Äußert Ihr Kind Interesse an einem neuen Spiel, ist es ratsam, vorher pädagogische Rezensionen zum Spiel zu lesen. Diese finden Sie beispielsweise beim Spieleratgeber NRW oder in den Ratgeberbroschüren "Digitale Spiele pädagogisch beurteilt". Hilfreich können auch "Let's Plays" auf YouTube sein, in denen Sie echte Einblicke in Spiele bekommen. So können Sie besser einschätzen, ob das Spiel zu Ihrem Kind passt und haben auch die passenden Argumente parat, falls Sie es für ungeeignet halten.

  6. Jugendschutzeinstellungen einrichten: Damit Ihr Kind nicht auf unangemessen Inhalte zugreifen kann oder unautorisierte Käufe tätigt, können Sie auf allen Geräten (auch auf dem Smartphone) Einstellungen zum Jugendschutz vornehmen.

Problemsituation: Ihr Kind spielt zu lange auf der Konsole. Sie weisen es auf die Medienzeiten hin, auf die Sie sich geeinigt haben. Wenig später bemerken Sie, dass Ihr Kind, statt aufzuhören, am Computer oder am Smartphone weiterspielt.

Lösung: Hält sich Ihr Kind nicht an vereinbarte Regeln, kann das für Eltern sehr frustrierend sein. Hier kann es helfen, wenn Sie Zeitbegrenzungen für Geräte und Anwendungen festlegen. In Konsolen ist diese Möglichkeit bei den Jugendschutzeinstellungen eingebaut. Auf dem Computer und am Handy können Sie dies über spezielle Jugendschutzanwendungen einstellen. So kann Ihr Kind nach Ablauf eines bestimmten Zeitkontingents nicht mehr auf das Gerät zugreifen.

Exzessiver Medienkonsum ist ein Problem, mit dem viele Eltern konfrontiert werden und das ihnen Sorgen bereitet. Versuchen Sie dennoch Ruhe zu bewahren: Es gibt viele Möglichkeiten, um Kinder und Jugendliche für die Welt außerhalb der Videospiele zu begeistern. Mit viel Geduld und gegenseitigem Verständnis können Sie sicher gemeinsam mit Ihrem Kind eine Lösung finden.